Ein Produkt nur für mich - Der Megatrend Individualisierung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie
#IntralogisticsAtoZ - Fachbeiträge zur innerbetrieblichen Logistik in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Von der ersten Idee über das Engineering, die Realisierung und den Service werden alle Themenbereiche abgedeckt. Im vorherigen Beitrag „TRENDS IN DER LEBENSMITTEL- & GETRÄNKEINDUSTRIE UND DIE HERAUSFORDERUNGEN AN DIE INTRALOGISTIK“ wurden Megatrends aufgezeigt, welche einen Einfluss auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie haben. Nachfolgend wird spezifisch der Megatrend Individualisierung dargestellt.
Megatrends wirken transformierend
Beim Begriff Megatrend ist man dazu verleitet, sofort an gewaltige Kräfte zu denken, welche alte Gewohnheiten schlagartig ändern. In der Tat wirken Megatrends allerdings sehr langsam und graduell. Die von Ihnen ausgehenden Veränderungen wirken von innen heraus, sie Transformieren damit Zustände der Vergangenheit und weisen auf deren Beschaffenheit in der Zukunft hin.
Das zentrale Kulturprinzip der aktuellen Zeit lautet Selbstverwirklichung
Unter dem Begriff Individualität versteht man, eine Freiheit in seiner persönlichen Wahl zu haben, wie und wo man lebt, welchen Beruf man erlernt und welche Produkte man konsumiert. Die Individualisierung ist damit ein Vorgang, welcher den Freiheitsraum und die Möglichkeiten für das einzelne Individuum ausweiten. Die Sinngebenden Institutionen wie Kirche und Staat verlieren an Bedeutung und legen damit die Verantwortung auf das Individuum.
Das Streben nach Individualität scheint gewissermaßen in der DNA des Menschen zu stecken, um sich von außen auferlegten Begrenzungen zu befreien. Gerade in der westlichen Welt eröffneten sich in den letzten 70 Jahren unzählige Freiheiten für den Einzelnen, welche gekoppelt mit materiellen Möglichkeiten und einer sich veränderten Gesellschaftsstruktur in einem vollkommen individualisierten Konsumverhalten mündet.
Ein Produkt nur für mich: Am Ende des Prozesses steht ein personalisiertes Produkt für die Zielgruppengröße Eins
Diese schier unendliche Wahlfreiheit im Konsum ist mit am einfachsten bei schnelllebigen Konsumgütern zu beobachten und verändert das Nachfrageverhalten signifikant. Das persönlich gemischte Müsli, der individuelle Kaffee, die Getränkedose mit meinem eigenen Namen.
Hieraus lassen sich klare Erkenntnisse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ableiten:
Mehr Einpersonenhaushalte und weniger Familien bedeuten kleinere Verpackungsgrößen und geringere Mengen. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung und persönlicher Wahlfreiheit führt weg vom Massenmarkt hin zum individuellen Produkt, denn Konsumenten identifizieren sich mit dem Produkt, welches sie konsumieren. Die Freiheit der Wahl bedingt den Zwang zur Entscheidung und beschreibt dadurch auch, ob eine Marke den eigenen Idealen entspricht.
Anforderungen an die Intralogistik steigen enorm
Die Anzahl an SKUs (Stock-Keeping Unit) steigt weiterhin drastisch, gleichzeitig verringert sich die jeweils Ausgelagerte Menge
- Die Frequenz an Materialflüssen steigt damit ebenfalls stark an
- Ein limitierter Lagerplatz auf Abnehmerseite erfordert eine optimierte Flächennutzung sowie Speicherdichte
- Erhöhung der Waren ein- und Ausgangsleistung
- Auftragskonsolidierungs- und Versandprozess mit Puffer- und Sequenzierungsfunktionen
Bei diesen Anforderungen stoßen manuelle Logistikprozesse schnell an ihre Leistungs- sowie Wirtschaftlichkeitsgrenze. In den kommenden Beiträgen werden zunächst die Megatrends Gesundheit, Globalisierung und Connectivity erläutert, bevor anhand von Fallstudien die Vorzüge der Automatisierung und Digitalisierung dargestellt werden.